Auf dieser Seite finden Sie eine kleine Auswahl unserer Texte.

Zum Teil wurden Gedichte und zum Teil Lieder daraus.

Oft wurden einige auf öffentlichen Veranstaltungen von unseren "Silberstars" vorgetragen.

 

 

Entstehung des €-Songs und weiterer Texte
    

Im November 2001 sprach Frau Danner mit den Bewohnern über die bevorstehende Umstellung von D-Mark auf Euro; 2 DM sind etwa 1 € wert ... Das Wort Euro wurde ständig erwähnt. Frau Ott, die gerade im Gemeinschaftsraum herumlief, kam plötzlich zu Frau Danner, tippte sie an die Schulter und fragte „Mit Euer no“. Alle fingen an zu lachen und Frau Walser sagte: „I zahl mit Euer no“. Im laufe der darauffolgenden Monate war immer wieder dieser Satz zu hören: “I zahl mit Euer no“, vor allem wenn in den Nachrichten von Staatsschulden, niedriger Rente und hoher €-Preise die Rede war. Auch wurde im Gemeinschaftsraum über frühere Zahlungsmittel, über die Inflation, Krieg, Vertreibung und die Zeit nach dem Krieg gesprochen. Die Verteuerung sämtlicher Kosten, die Staatsschulden, die Belastung der Rentner beschäftigte ebenfalls die Bewohner. Verschiedene Bewohner kennen viele Gedichte und Lieder und sprechen und denken viel in Form von Fersen. Verschiedene Reime wurden von Frau Danner immer wieder aufgegriffen. 2003 wurde dann der Text des Euro-Songs zusammengestellt und bei dem Angehörigentreffen mit dem Heimfürsprecher und den Bewohnern im November 2003 vorgestellt.

Zum €-Song: Früher wurde anscheinend auch der Hochzeitslader mit Eiern bezahlt. Im September 2004 war in der Schwäbischen Zeitung zu lesen: „Für 30 Minuten zuhören gibt es 30 Eier.“ Ein Landarzt aus Ellwangen wurde mit Eiern und anderen Naturalien bezahlt, wenn die Leute das Geld für die Praxisgebühr nicht aufbringen konnten. Unser Text „Mit Euer no“ ist aktueller denn je.

 

Da es sehr viel Spaß machte, in Reimen zu denken und zu sprechen, entstanden weitere Texte. Unter anderem haben wir im Pflegeheim einige Biographien auf den Reim gebracht, wobei in der Biographie neben verschiedenen Daten vor allem zum Ausdruck kommen soll, was dem Bewohner wichtig ist, was ihm beispielsweise Mut machte, schwierige Situationen zu bewältigen. Wir sind auch dabei, uns mit der Zeit früher und heute zu beschäftigen und auf den Reim zu bringen. Die Erhöhung der Pflegekosten hat uns im Oktober diesen Jahres sehr bewegt. Auch mit dem Thema Sterben und Tod setzen wir uns ständig auseinander.

Bewohner und Mitarbeiter

 

  • Inhalt: € - Mit Eu´r no - €
  • Biographie – Silberhaar
  • Biographie – Scheane Stonda schätz I
  • Biographie – Verstosch du mi
  • Lebenslauf Oma Hannchen
  • Ironie über Pflegeheime
  • Tod als Lot

Gedicht - Pflegeheim „hoimelig“
    

Mir send a schwäbischs Heim
Reacht günstig, klein und fein
Uns Bewohner gots ganz guat
Oiner gibt em andra Muat
Mir senget au oft mitanand
Und genießet Hand in Hand
Eisre letzt e Johr em Leaba
Do n o voller Freid und Seaga
Dichtet hand mir viele Reim
Willsch se höra, komm mol rein

 
 
Gedicht - Früher und heit
    

Mir send scho lang de eugne Slava
Von de deutsche Paragrapha
Halt se ei, sonschd drohed Strofa
No kasch neme arg guat schlofa
Statsanwaltschaft, Richter, G´fängnis
Des wird dir schnell zum Verhängnis

Früh´r hand d´Buaba Äpfel klaut
Send drnoch ganz schnell abg´haut
Hand a langa Nes nag´macht,
Hand da Bauer no aus´glacht.
Weil er it nochkomma ischt
Mit dr Gabel voller Mist
A Tracht Prügel hots meist gea
Des isch domols d´Strof no g´wea
Wenn du heit en Epfel nemmsch
Und dir zwenig drbei dengsch
Kas glei sei, s kómmt d´Bolizei
Mosch Angscht hau, se sperrt de ei
Wenn du it glei zahla kasch
Bisch du schnell dr letzte Arsch
Laß den Epfel liaber faula
Noch duasch du niemand vergraula
Sei doch liaber emmer ehrlich
Sonscht wird’s fir di doch reacht g´fährlich

Trotzdem kas dr mol domm gau
Wenn du di grad hosch verdau.
Kasch a Rechnung it glei zahla
S´Gwissa ploget, spürsch manch Quala
Mahnunga dia heifet sich,
D´Schuld jo dia verdopplet sich
Heutzudag isch´s Leaba deier
Fir mi isch des it geheuer
D´Rente dia isch weg wia nix
Em Geld ausgea ben I jetzt fix
Doch will I jetzt it weiter jammra
Will mi it an Euro klammra
Mir gots sonscht guat i be reacht z´frieda
Be noit aus der Welt wegg´schieda
I genies des Abendrot
Vielleicht ben I morga tot

 

Dieser Text wurde von und mit Bewohnern und Mitarbeitern im Pflegeheim Danner erstellt.
Alltagsgespräche, Versprecher, Hörfehler und viele Ideen bildeten die Grundlage des Textes.

Gedicht - Demenz mit aller Konsequenz
    

I kenn me überhaupt it aus, au it en meim eugna Haus
I will raus, I moss nach Haus ens Elternhaus
Breng me it draus, oh je, oh Graus
Sonst isch´s mit mir ganz schnell ganz aus

I hau jetzt ab, lauf auf und ab
lauf hin und her kenn die netmehr
be so alloi und will jetzt hoi
Helf mir doch schnell do auf dr Stell
Bleib oifach hier ganz näh bei mir
Alloisei isch schwer I will´s nemmermehr

I be wia a Kend, s´Gedächtnis verschwend`t
I werr neme g´scheiter, wois oft nemme weiter.

Demenz isch do, sag du zu mir JO
Sei it domm, nemm it gromm
Was I alles hau g´sait, I hau g´lachet und g´heilt
Bei allem blamiera dur di it geniera
Dur mi akzeptiera mit meine Maniera
Nemm me als Mensch au wenn da me anderst kennsch
I be wia I be, au so be I sche

Realitäten aus der Vergangenheit

 

I stand en Woi und mecht noch Schwende,
I denk mir, des Dörfle fend e.
I sod doch blos ganz schnell was kaufa,
Bis noch Schwende ka I laufa.
Hoffentlich bassiert do nix,
Dia Schwendemer hand ihre Trix.
Dr Konfessionsstreit isch bekannt,
Lutherbelle werr I g´nannt.
Lauf durch da Wald was isch denn das?
Des isch weder Fuchs no Has!
Do kommt grad en Floischjud her,
Der froget frech „Wer bisch du, wer?
Bisch du a Lutherbell´ aus Woi?!
No dreh glei om, gang wieder hoi.“
No hau I au no Gosch voll griagt,
Der Kerle hot sich it geniert.
Doch I hau zruck, des isch doch klar
Wia des domals halt so war.
Den Floischjud hot a Beila quäled
Oh je bei mir drei Zeh dia fehlet
Doch les ich oft em Testament
Und des Testament des stemmt
„Aug um Auge, Zahn um Zahn“
do packt mi ganz schnell dr Wahn
I hau dem drei Zeh no raus
Jetzt ischs mit dr „Freindschaft“ aus
Jetzt griag I no da Ranza voll
Der Gang noch Schwende war it toll
Jo mir rochts I gang noch Woi
Und s´nächste mol bleib i dohoi.

 

Lutherbelle wurden früher die evangelischen Christen in Wain von den Schwendiern genannt.
Als Fleischjuden wurden hingegen die Katholiken aus Schwendi betitelt.
Noch vor ca 50 Jahren waren fast alle Einwohner aus Wain evangelisch; die Einwohner aus Schwendi waren zu über 90 % katholisch.